Wir retten & vermitteln rumänische Hunde
 

Rumänienreise Oktober 2025


(𝗪𝗶𝗲𝗱𝗲𝗿) 𝟭× 𝗥𝘂𝗺ä𝗻𝗶𝗲𝗻 & 𝘇𝘂𝗿ü𝗰𝗸 – 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗲𝗺𝗼𝘁𝗶𝗼𝗻𝗮𝗹𝗲 𝗛𝗲𝗿𝗮𝘂𝘀𝗳𝗼𝗿𝗱𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴


Am 19. November startete meine Reise mit dem Auto nach Rumänien, die Rückfahrt erfolgte am 30. November.
Zwei Tage Hinfahrt, zwei Tage Rückfahrt. Insgesamt über 4.000 Kilometer gefahren.
Dieses Mal war ich (Judith) ganz allein unterwegs.

Auch wenn es heute keine Grenzkontrollen mehr gibt – abseits der Autobahnen und Touristenorte spürt man sofort, dass man in einem ganz besonderen EU-Land angekommen ist.
Hinter dem blauen EU-Schild „Romania“ beginnt eine andere Welt:

• verfallene Häuser und unvorstellbar primitive, notdürftig errichtete Hütten in großem Stil, in
denen tatsächlich Menschen leben müssen

• allgegenwärtige Armut

• überall streunende Hunde – auf Straßen, Feldern, Parkplätzen, Betriebsgeländen und vor Geschäften, stets auf der Suche nach menschlicher Zuwendung und Futter

• an nur einem Tag sah ich innerhalb von drei Stunden 25(!) tote Hunde am Straßenrand...

Ich habe Tiere aus Rettungsposts gesichert, die tagelang – unsere Hündin KALANI sogar drei Wochen(!) – schutzlos irgendwo ausgesetzt waren.

Unsere Tierschutzfreundin Maria sagte dazu:
"Es ist beschämend, dass erst jemand aus Deutschland kommen muss, um den Tieren wirklich zu helfen.“

Ich werde lange brauchen, um alles zu verarbeiten. Vor Ort funktioniert man wie ein Roboter.
Und dennoch erlebte ich auch unbeschreibliche Tierliebe und zwei Tage überwältigenden Einsatz freiwilliger, unbezahlter Helfer bei unserer Kastrationsaktion in Medgidia.

𝟭𝟭. 𝗞𝗮𝘀𝘁𝗿𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝘀𝗮𝗸𝘁𝗶𝗼𝗻 𝗶𝗻 𝗠𝗲𝗱𝗴𝗶𝗱𝗶𝗮
Am 22. und 23. November haben wir erneut eine große Kastrationsaktion organisiert – bereits die 11. dieser Größenordnung allein in Medgidia.

Es wurden 220Tiere kastriert.

Und trotzdem reicht es bei weitem nicht. Die Zahl der Streuner (Hunde und Katzen) und der Bedarf an Kastrationen sind unvermindert hoch.
Welpen gibt es das ganze Jahr über.

Warum ändert sich das nicht? 

Weil sich freilaufende, unkastrierte Besitzerhunde und Straßenhunde ex

ponentiell vermehren. Die Zahlen explodieren, trotz bereits vieler Kastrationsaktionen.

Unsere eigene Kastrationspyramide zeigt erschreckende, aber realistische Zahlen – selbst wenn man davon ausgeht, dass ein Großteil der Welpen nicht überlebt.
Ein einziges Hundepaar verursacht theoretisch:
• nach 1 Jahr: 6 Welpen
• nach 2 Jahren: 36
• nach 5 Jahren: 7.776
• nach 8 Jahren: 1.679.616
• nach 10 Jahren: ca. 60 Millionen

Andere Quellen (wie zum Beispiel die SMEURA, das weltgrößte Tierheim der Welt) rechnen noch dramatischer – bei 2 Würfen pro Jahr und nur 4 überlebenden Welpen pro Wurf:
• 1 Jahr: 8
• 2 Jahre: 64
• 5 Jahre: 32.768
• 8 Jahre: 16.777.216
• 10 Jahre: über 1 Milliarde Welpen – von einem einzigen Hundepaar!

𝗨𝗻𝘃𝗼𝗿𝘀𝘁𝗲𝗹𝗹𝗯𝗮𝗿𝗲𝘀 𝗧𝗶𝗲𝗿𝗹𝗲𝗶𝗱!
Auch sogenannte Besitzerhunde leiden: viele werden kaum oder gar nicht versorgt, leben an kurzen Ketten, ohne Schutz vor Witterungen, oft nur mit Abfällen als Nahrung.

𝗗𝗼𝗰𝗵 𝗯𝗲𝘃𝗼𝗿 𝘄𝗶𝗿 𝘃𝗲𝗿𝘂𝗿𝘁𝗲𝗶𝗹𝗲𝗻…
Bevor wir aus unserer westlichen Komfortzone heraus Menschen in Rumänien vorschnell als herzlos oder gar  „Monster“ abstempeln, sollten wir verstehen, in welch tiefer Armut viele von ihnen leben.
Auch sie kämpfen täglich ums eigene Überleben und das ihrer Kinder.
Ich habe nirgendwo annähernd westlichen Lebensstandard erlebt – weder in Dörfern noch in den Randzonen der Hauptstadt Bukarest. Menschen und Tiere durchsuchen Müllcontainer nach Essbarem.

Und nein, das ist nicht so, „weil sie es nicht anders wollen“.
Sondern weil:

• es keine glückliche Wiedervereinigung wie in Deutschland gab,
• das landwirtschaftlich geprägte Land jahrzehntelang unter einem brutalen Diktator litt und

• weil auch heute noch Korruption und. skrupellose Politiker das Land lähmen.

Trotzdem versuchen engagierte Tierschützer zu helfen – denen, die in diesem System völlig vergessen werden: den Tieren.

Kein einziges „Tierheim“ (ob privat oder öffentlich) entspricht auch nur annähernd westlichen Standards.
Die Tierschützer in den Rettungssheltern improvisieren und geben ihr Bestes, jeden einzelnen Tag.
Die Gastfreundschaft der Menschen mir gegen- über war überwältigend.

Meine Kinder waren besorgt, dass ich allein „da runterfahre“. Ein geklautes Auto hatte man quasi schon erwartet.

Ich habe unsere Tierschützer Maria & Paky Asan, Adriana Nicorescu, Lenuta Nedelcu und Gabriela Boboc besucht, ihre Shelter, unsere Tierärzte und den Veterinärinspektor der Tierschutzpolizei Vrancea. Ich habe auch Rodica Miro, eine Frau mit rund 70 Hunden in ihrer persönlichen Obhut, besucht.

Insgesamt sind in der Obhut unseres Vereins über 300 Hunde, über 120 davon OHNE Futterpaten...

Durch tagelangen Regen waren die Böden in den Sheltern komplett aufgeweicht. Die Hunde waren entsprechend dreckig – und wir Menschen nach wenigen Minuten ebenfalls. Wenn ein Schlamm- Rudel freudig an dir hochspringt, ist jedes Outfit  verloren.

Die Tierschützer dort leisten überwiegend Großartiges!
An 365 Tagen im Jahr.
Über Jahre hinweg.                                                                                                                                      
Ohne Urlaub, Freizeit

Sie haben meine allergrößte Hochachtung!
(Übrigens hat keine unserer Tierschützerinnen lange bunt lackierte Nägel, die man auch sehr oft in Tierschutz-Posts sieht und sich jedes Mal fragt: Wie funktioniert dieser "Job" nach tadelloser stylischer Maniküre ...?).

𝗪𝗮𝗿𝘂𝗺 𝗶𝗰𝗵 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗶𝗻 𝗱𝗶𝗲 𝗧ö𝘁𝘂𝗻𝗴𝘀𝘀𝘁𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻 𝗴𝗲𝗳𝗮𝗵𝗿𝗲𝗻 𝗯𝗶𝗻?
Ich habe den geplanten Besuch einer  Tötungsstation bewusst ausgelassen. Ich hätte mich gefühlt wie ein Aufseher bei einer Selektion an der Rampe eines KZ.
Stattdessen habe ich Hunde von der Straße gerettet, bevor sie das todbringende „KZ“ überhaupt erleben mussten.

𝗘𝗶𝗻 𝗽𝗮𝗮𝗿 𝗹𝗲𝘁𝘇𝘁𝗲 𝗘𝗶𝗻𝗱𝗿ü𝗰𝗸𝗲
Die Zeit verging wie im Flug. Es war körperlich und emotional extrem anstrengend – 2 Kilo Gewichtsverlust in 10 Tagen inklusive (aber Weihnachten steht ja vor der Tür).

Ich habe außerdem erfahren, dass es aktuell ein Gesetz gibt, das Kommunen verpflichtet(!!!), Verträge mit Hundefänger-Unternehmen abzuschließen.
Es wird jedoch inzwischen eine Novellierung diskutiert, nach der Kommunen künftig statt- dessen verpflichtet werden sollen, Hunde zu in erster Linie zu kastrieren und sie zunächst zur Adoption anzubieten.
Wer diese Hunde allerdings adoptieren soll, ist mir bei der unvorstellbaren Anzahl unklar...
Meine Zweifel – und die rumänischer Experten – bleiben groß.
Eine nachhaltige Veränderung wird es nicht so schnell geben.

❗️Aber eines ist sicher:
𝗩𝗲𝗿𝗮𝗰𝗵𝘁𝘂𝗻𝗴 𝗴𝗲𝗴𝗲𝗻ü𝗯𝗲𝗿 𝗱𝗲𝗻 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗵𝗶𝗹𝗳𝘁 𝗸𝗲𝗶𝗻𝗲𝗺 𝗲𝗶𝗻𝘇𝗶𝗴𝗲𝗻 𝗧𝗶𝗲𝗿.
𝗩𝗲𝗿𝘀𝘁ä𝗻𝗱𝗻𝗶𝘀, 𝗔𝘂𝗳𝗸𝗹ä𝗿𝘂𝗻𝗴 𝘂𝗻𝗱 𝗲𝗰𝗵𝘁𝗲 𝗛𝗶𝗹𝗳𝗲 𝗵𝗶𝗻𝗴𝗲𝗴𝗲𝗻 𝘀𝗰𝗵𝗼𝗻.


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Dankeschön, liebe Stefanie Sidow für die musikalische Gestaltung unseres Reisevideos! ❤️